Emslandlager

Die Emslandlager

Während der NS-Herrschaft richteten die Nationalsozialisten 15 Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlager im Emsland ein. Dabei lassen sich drei verschiedene Phasen unterscheiden. Von 1933-1936 wurden drei Konzentrationslager unter der Aufsicht der SS eingerichtet, von 1934-1945 Strafvollzugslager unter der Aufsicht der Justizbehörden und von 1939 -1945 Kriegsgefangenenlager unter der Aufsicht der Wehrmacht.

Die Einrichtung der drei Konzentrationslager im Emsland an den Standorten Börgermoor (1933-1934), Esterwegen (1933-1936) und Neusustrum (1933-1934) im Jahre 1933 waren Folge der nationalsozialistischen Menschenjagd. SA und SS verfolgten politische Gegner des Nationalsozialismus, u.a. Juden, politische Gegner und Homosexuelle. Die Gefängnisse konnten schon bald die hohe Anzahl an Häftlingen nicht mehr aufnehmen. Die Häftlinge hatten kein Gerichtsverfahren und die Dauer der Gefangenschaft war oft unklar. Schätzungsweise waren 11000 Leute in den drei KZ-Lagern verteilt. Die Häftlinge wurden gefoltert, ermordet und waren dem unmenschlichen Hass der SS-Aufseher ausgesetzt.

Ab dem Jahr 1934 wurden ehemalige und noch im Aufbau befindliche Konzentrationslager vom preußischen Justizministerium (ab 1935 Reichsjustizministerium) übernommen und zu Strafvollzugslagern (ausgenommen Esterwegen), unter der Aufsicht der Justizbehörden. Ab 1935 konnten 5500 Strafgefangene in den Lagern Börgermoor(I), Aschendorfermoor (II), Brual-Rhede (III), Walchum (IV), Neusustrum (V) und Oberlangen (VI) aufgenommen werden. 1937 befahl die Justizverwaltung die Erweiterung der Lager, da die Überbelegung der Gefängnisse noch weiter zugenommen hatte. Daher wurde auch das 1936 aufgelöste Konzentrationslager Esterwegen von der SS gekauft und ebenfalls in ein Strafgefangenenlager umgewandelt. Somit konnten nun ca. 10500 Gefangene aufgenommen werden. In den Strafgefangenenlagern wurden bis Kriegsende bis zu 70.000 Menschen inhaftiert, darunter Homosexuelle, politische Gegner, sogenannte „Asoziale“ und Menschen, die auch nach heutigem Rechtsverständnis als Kriminelle gelten, jedoch vor allem Häftlinge, die nach heutigem Rechtsverständnis keine Straftäter waren. Mit Kriegsbeginn 1939 kamen immer mehr wehrmachtsgerichtlich verurteilte Soldaten hinzu. In einem Teil des Lagers Esterwegen und in Börgermoor wurden 1943/44 außerdem westeuropäische Widerstandskämpfer, sogenannte „Nacht und Nebel“- Gefangene, inhaftiert.

Im Jahre 1938 wurden weitere acht Lager eingerichtet. Diese waren die Lager Wesuwe (VIII), Versen (IX), Fullen (X), Groß Hesepe (XI), Dalum (XII), Wietmarschen (XIII), Bathorn (XIV) und Alexisdorf (XV). Diese Lager und das Lager Oberlangen wurden zu Kriegsbeginn an die Wehrmacht übergeben und dienten als Unterbringungslager für Kriegsgefangene. In den Lagern wurden zum größten Teil Sowjetrussen, Franzosen und Italiener untergebracht. Dabei ist anzumerken, dass die Sterblichkeit der sowjetrussischen Gefangenen deutlich höher war, als bei den Gefangenen anderer Nationen. Während westliche Kriegsgefangene meist völkerrechtsgemäß behandelt wurden, war die Behandlung der sowjetrussischen Soldaten sehr schlecht. Es wird geschätzt, dass ca. 14250 bis 26250 Sowjetrussen, 872 Italiener und etwa 30 Angehörige verschiedener Nationen ums Leben kamen.

Die Strafgefangenenlager im Emsland dienten hauptsächlich als Arbeitslager. Die Häftlinge mussten unter schweren Bedingungen das Moor im Emsland kultivieren und wurden dauerhaft von SA-Männern und Justizangehörigen bewacht.

Quellen:

Gedenkstätte Esterwegen: https://www.gedenkstaette-esterwegen.de/geschichte/die emslandlager/, letzter Zugriff: 26.01.2023. DIZ- Papenburg: https://diz-emslandlager.de/emslandlager/einordnung/, letzter Zugriff: 26.01.2023. Kosthorst, Erich/ Walter, Bernd: Die Zerstörung von Recht und Menschlichkeit in den Konzentrations- und Strafgefangenenlagern des Emslands, 1933-1945. Materialien für den Geschichtsunterricht, 3.Aufl., Papenburg 1995, S.6-7.

Walter, Bernd: Die Strafgefangenenlager im Emsland 1934-1945. Strafverfolgung und Strafvollzug im
Dienste der ,,Volksgemeinschaft“, in: Faulenbach, Bernd/ Kaltofen, Andrea (Hg.): Hölle im Moor. Die
Emslandlager 1933-1945, 4.Aufl., Esterwegen 2021, S.115-129.

Weitkamp, Sebastian: Brechung des Widerstands und Machtsicherung des NS-Systems. Die
Konzentrationslager im Emsland 1933-1936, in: Faulenbach, Bernd/ Kaltofen, Andrea (Hg.): Hölle im
Moor. Die Emslandlager 1933-1945, 4.Aufl., Esterwegen 2021, S.25-36.