Emslandlager Rhede

Lager lll Brual – Rhede

Das Lager III Brual-Rhede, das 1933 als Konzentrationslager für 1000 Häftlinge geplant wurde, wurde ab Mai 1934 als Strafgefangenenlager von der Justizverwaltung genutzt. SA-Einheiten übernahmen die Bewachung, später wurden sie durch Justizbeamte ergänzt.

1938 wurde eine Erweiterung des Lagers für 1500 Gefangene geplant. Dies kam jedoch nicht zustande, da acht Baracken abgebaut und zur Unterbringung von Zwangsarbeitern beim Bau des „Westwalls“ genutzt wurden. Bis Kriegsbeginn waren Menschen im Lager Brual-Rhede inhaftiert, die vom NS-Regime aus politischen, rassistischen, sozialen oder religiösen Gründen verfolgt wurden. Dazu kamen Gefangene, die für kriminelle Delikte verurteilt worden waren. Hierbei ist anzumerken, dass ein Teil dieser Gefangenen „Kriminelle“ nach nationalsozialistischer Rechtsprechung waren (z.B. für das Hören der ausländischen Sender, Homosexualität).

Ab Kriegsbeginn (1939) waren vor allem von Wehrmachtsgerichten verurteilte Soldaten inhaftiert. Die Gefangenen mussten, je nach Jahreszeit, 8-12 Stunden täglich Zwangsarbeit im Moor leisten (Entwässerung, Straßen- und Wegebau, Torfabbau). Insbesondere wurden sie bei dem Ausbau des Brualer Schlootes eingesetzt.

Mit Kriegsbeginn 1939 wurden sie zunehmend in kriegswichtigen Betrieben und in der Landwirtschaft eingesetzt. 1944 waren die Gefangenen bei der Herstellung von Rüstungsgütern und Flugzeugteilen eingesetzt. Die Bremer Firma Klatte errichtete dazu 1944 ein Werk neben dem Strafgefangenenlager.

Der Alltag der Gefangenen war von schlechter Verpflegung und harter Arbeit geprägt. Die Verpflegung bestand meist aus trockenem Brot und dünnen Suppen, dies bei harter körperlicher Arbeit. Hinzu kamen körperliche, psychische und seelische

Misshandlungen durch die Wachmannschaften. Diese schikanierten, quälten und schlugen die Gefangenen.  Weiterhin gab es nur eine sehr schlechte medizinische Versorgung.  Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die noch 700 Gefangenen in das Lager Aschendorfermoor verlegt.  Standesamtlich sind 59 Todesfälle beurkundet, die Zahl dürfte aber höher liegen. Sie wurden auf dem Lagerfriedhof Börgermoor, heute Begräbnisstätte Esterwegen, beerdigt.

Auch nach dem Krieg wurde das Lager weiter genutzt. In der direkten Nachkriegszeit lebten zunächst 850 polnische Soldaten und Zivilisten im Lager, 1948 wurde es kurze Zeit von der Justizverwaltung genutzt und diente als Unterbringungsmöglichkeit. Von 1953-1961 diente das Lager als Flüchtlingsunterkunft, die zehn Baracken wurden durchschnittlich mit 280 Personen belegt. Die Baracken waren meist weiterhin einfache Holzverschläge, auch fehlten Dusch- und Bademöglichkeiten. Die Geflüchteten blieben durchschnittlich 6 bis 8 Monate dort. Den Geflüchteten standen eine Bibliothek, eine Nähstube, ein Spielraum und ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung. Es gab auch einen Schulraum, in dem regelmäßig Unterricht abgehalten wurde und sogar einen Kindergarten, der durchschnittlich von 25 bis 30 Kindern besucht wurde. Medizinisch wurde das Lager von einem Arzt aus Rhede betreut, wobei Kranke meist direkt in das Krankenhaus Rhede überliefert wurden.

Quelle: Buch: Auf der Suche nach den Moorsoldaten, Hölle im Moor Internet: gedenkstaette-esterwegen.de (26.01.2023/08:32)