Projekt Lager 3

Zur Entstehung des Projektes

 

Im Folgenden soll kurz die Entstehung des Projektes und auch seine Ziele vorgestellt werden. Beginnen möchte ich dazu mit einem Zitat des Historikers F.W. Maitland (1850-1906):

,,Was heute Vergangenheit ist, dessen sollten wir uns immer bewusst sein, war einst Zukunft“

Dieses Zitat fasst das Hauptziel des Projektes passend zusammen. Wir sollten uns unser Vergangenheit bewusst sein und werden, um aus ihr Schlüsse für unsere Zukunft zu ziehen. Denn, das, was wir heute als Vergangenheit wahrnehmen und in Fächern wie Geschichte behandeln, war einmal die Zukunft bzw. Lebensrealität von früheren Generationen. Dazu zählt auch die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus, der mit seiner menschenverachtenden Ideologie Millionen Menschen das Leben kostete. Auch in der Gemeinde Rhede waren der Nationalsozialismus und seine Schrecken Realität und hat seine Spuren hinterlassen. Eine dieser Spuren ist das ehemalige ,,Lager III Rhede/Brual“. Heute nicht mehr zu erkennen, war es eine der vielen Schreckens- und Unrechtsstätten, die der Nationalsozialismus für die Durchführung seiner Schreckensherrschaft nutzte. Als Schule und damit als Bildungseinrichtung, aber auch als Teil der Gemeinde, sehen wir uns daher besonders in der Verantwortung, diesem Thema und der Auseinandersetzung mit diesem Thema Rechnung zu tragen und die Erinnerung an diesen Ort aufrecht zu erhalten. Nicht zuletzt, damit aus dieser Vergangenheit nie wieder eine Zukunft wird.

Die Idee zur Neugestaltung des Erinnerungsortes ,,Lager III Rhede/Brual“ kam dabei vom bekannten Heimatforscher und Ehrenbürger der Gemeinde Rhede, Albert Vinke. Dieser kam im Spätsommer 2022 mit der Idee auf die Schule zu, den Erinnerungsort am ehemaligen Lagerstandort neu zu gestalten. Die Schule nahm diese Idee sehr gerne auf und plante, ein Projekt mit Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs 10 zu dem Thema durchzuführen. Unterstützung wurde dabei sofort vom Landkreis Emsland, der Gemeinde Rhede, der Gedenkstätte Esterwegen und der Firma Läken zugesichert. So begann die Schule nach Vorgesprächen und einer sehr interessanten und informativen Führung durch die Gedenkstätte Esterwegen im Januar 2023 mit einer Projektwoche, in der die SuS anhand von Scans von Originalakten das Leben einzelner Häftlinge nachvollziehen und erarbeiten konnten. Ebenso wurde die allgemeine Geschichte der ,,Emslandlager“ aufgearbeitet sowie die Entstehungsgeschichte des ,,Lagers III Rhede/Brual“ intensiv beleuchtet. Abgeschlossen wurde die Woche durch eine Präsentation der Schülerergebnisse vor Vertretern der Gemeinde Rhede und der Schulleitung.

Im Anschluss übernahm die Gedenkstätte Esterwegen, in Absprache mit der Schule, die inhaltliche Gestaltung der drei neuen Gedenktafeln. Weiterhin wurde der Platz am ehemaligen Lagerstandort neu gepflastert und passende Sitzmöglichkeiten aufgestellt. Zusätzlich wurden die Ergebnisse der SuS auf der Internetseite der Schule veröffentlicht und sind nun über einen QR-Code auf den Gedenktafeln für alle Interessierten abrufbar. Sie ergänzen damit auch die Inhalte der Gedenktafeln und führen noch weiter in das Thema ein. Die Inhalte sollen dabei in Zukunft stetig von Schülerinnen und Schülern der Ludgerusschule überarbeit, erneuert und ergänzt werden und somit in das Schulleben fest integriert werden. So soll ein ,,lebendiger“ Erinnerungsort geschaffen werden.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Gedenkstätte Esterwegen, vor allem Herrn Dr. Weitkamp, der Gemeinde Rhede, dem Landkreis Emsland, der Firma Läken, der Schulleitung in Person von Herrn Büning, Frau Walz und natürlich Herrn Albert Vinke.

Ein ganz besonderes ,,Danke“ gilt den Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs 10, die motiviert, engagiert und mit Begeisterung an diesem Projekt teilgenommen haben. Die Inhalte der Homepage sind von diesen Schülerinnen und Schülern erarbeitet und gestaltet worden. Schließen möchte ich wiederum mit einem Zitat und hoffe, dass wir mit unserem kleinen Projekt einen kleinen Beitrag zu dem Anliegen des ehemaligen Häftlings des Kozentrationslagers Esterwegen, Carl von Ossietzky (inhaftiert von 1934-1936, bekannter Publizist und Friedensnobelpreisträger), beitragen können. Dieser sagte zu einem Mithäftling:

,,Ob wir überleben, ist weder sicher noch die Hauptsache. Wie man aber später von uns denken wird, ist so wichtig wie daß man an uns denken wird (…) Ein Deutschland, das an uns denkt, wird ein besseres Deutschland sein.“

Tobias Brachem,
Oberschullehrer